Betrieb Nr. 22

Allgemeines

  • Ort: Bayern, Deutschland
  • Label: Initiative Tierwohl
  • Sauen-Plätze: 220
  • Genetik: Deutsches Edelschwein x Landrasse
  • Erfahrung: knapp 10 Jahre mit diesem System
  • Systeme:
    • Freies Abferkeln, Separation und kurzzeitige Fixierung
      möglich
    • Unterschiedliche Bewegungsbuchten: Diagonale und
      parallele Aufstallungen, Schauer® - BeFree, Gillig und Keller
      – Pro Move mit offenem und mit geschlossenem Ferkelnest,
      WEDA – MoreFlex, Stallprofi – Simply Free, STEWA –
      diagonale Bucht
    • Deckzentrum mit Fixiermöglichkeit (Drei- Flächen-Bucht)
      • 1x Neubau, 1x Umbau

Leistungsdaten

  • Lebendgeboren: 14,6 Ferkel/ Sau/ Wurf; 35,5 je Sau und Jahr
  • Abgesetzt: 12,9 Ferkel/ Sau/ Wurf  ; 31,3 Ferkel je Sau und Jahr; 2,43 Würfe je Sau und Jahr
  • Saugferkelmortalität: 12,1 %
    • Davon etwa 50 % Verluste durch Erdrücken, kein Totbeißen.

Abferkelstall -Bewegungsbuchten:

  • Buchtengröße: 5,5- 6,6 m2 abhängig je Bucht
  • Fixation: 8 Tage. Meist 3 Tage vor und 5 Tage nach Geburt.
    Landwirt: „Fixation erst nach Abschluss der Geburt fanden wir für die Sau gut, hat aber Ferkelleben gekostet.“
  • Landwirt: „Einfache Verschlussmechanismen, keine schweren Teile, immer Metallteil zwischen Arbeiter und Sau als Schutz- ist super wichtig. Niedrige Buchtenwände können Mitarbeitenden leichteren Zugang ermöglichen. Welcher Buchtentyp und welche Ausrichtung sind individuelle Vorlieben.“
  • Ferkelnest: mind. 0,75m2

Landwirt: "Wir konnten nicht feststellen, dass die Ferkel im geschlossenen Ferkelnest häufiger liegen als im offenen Nest. Wobei die Tiere in den geschlossenen Nestern schön gelegen haben. Bei warmen Temperaturen lagen sie jedoch auch bei der Sau."

Abferkelstall- freie Abferkelung:

  • Flüssigfütterung mit Stange vor dem Trog (Bilder) – wurde inzwischen umgebaut
  • Unterflurlüftung
  • Impfungen erfolgen bei nicht fixierten Sauen (Personalabhängig).
    Landwirt: „Bei Mehrfachinjektionen z.B. wegen Milchfieber ist es absolut notwendig, dass man die Sau fixieren kann.“
Ferkelnest: 1 m2 beheizt unter Abdeckung, plus 0,5 m² ohne Abdeckung

Landwirt: "Tag 1-3 Wärmelampe und Bodenheizung. Je nach Liegeverhalten der Ferkel wird die Wärmelampe dann abgestellt."

Sind Sie persönlich und wirtschaftlich mit der Haltungsform ihrer Sauen zufrieden?

Landwirt: „Aus arbeitswirtschaftlicher und ökonomischer Sicht gerne weiter mit der konventionellen Haltung. Aber aus Tierschutz Sicht muss man investieren. Es kostet mehr Zeit. Die Tierkontrolle ist aufwändiger, man braucht mehr Zeit um Stroh einzubringen und dieses später auch wieder aus dem Stall raus zu bringen. Es ist aber auch schön hier, damit zu arbeiten. Vermarkungstechnisch ist es schwierig Vorteile zu haben. Das Waschen der Buchten ist anstrengender als in Konventionellen Buchten.“

Was würden Sie einem Kollegen/ einer Kollegin empfehlen, der/die überlegt sein/ ihr Haltungssystem an die Rechtsänderung anzupassen?

Landwirt: „Mind. 5- 6 Betriebe oder Versuchsanstalten (Boxberg, Triesdorf, …) anschauen und ggf. Restabteil mit präferierter Bucht ausbauen. Es braucht eine funktionsfähige Bucht! Nicht nur Maße wie Breite oder Länge sind wichtig. Es muss ein stimmiges Gesamtkonzept vorliegen. Bei der Gestaltung der Bucht weg von der Grundfläche hin zur sinnvollen Positionierung der einzelnen Bauteile und zu einem Konzept um das Schwein herum. Überlegen Sie sich, wie Sie die Sauen in die Bucht treiben. Denn Ferkelnest und Trog am Gang wird häufig gewünscht, hat aber zur Folge, dass der Geburtsbereich nicht immer zu sehen ist. Dabei ist die Geburt natürlich nicht alles. Über 4 Wochen ist das Ferkelnest und der Trog interessanter.“

Sehen Sie Veränderungen im Verhalten oder der körperlichen Kondition der Sau seit Umstellung auf eine kürzere Fixierung?

Landwirt: „Sauen sind ruhiger. Sichtkontakt zwischen den Sauen ist wichtig. Aber der Zeitbedarf ist hoch. Aggressive Sauen sind keine Hochleistungstiere, sondern wirtschaftliche „Normmaltiere“. Eine Selektion auf guten Umgang funktioniert gut. Vielleicht zeigen die Sauen etwas mehr Nestbauverhalten. Bei Komplikationen um die Geburt ist es leicht die Sau in Bewegung zu bringen.“

Deckzentrum

Umbau Deckzentrum:

  • Liegefläche im umgebauten Stall aus Plastikboden mit Noppenplatten (hält länger). Seit Einstreu auf die Platten aufgebracht wird, werden sie gut angenommen und Sauberkeit hat zugenommen. Im Sommer kann die Sauberkeit leiden. Das einstreuen, entmisten und beim Gülle spülen verursacht Mehrarbeit.
    Landwirt: „Geschlitzte Gummimatten sind pures Verschleißmaterial. Zudem können sie auch rutschig sein.“
  • Für die Besamung wird etwas Futter in die Tröge an den Kastenständen gegeben, wodurch die Sauen in den Kastenstand laufen.
    Landwirt: „Es ist ein Mehraufwand, aber verkraftbar. Die Dokumentation der einzelnen Tiere bei der Besamung ist aufwändiger da ja von Besamung zu Besamung die Standplätze der Sauen wechseln.“
  • Landwirt: „Es ist leichter die umrauschenden Sauen zu erkennen. Allerdings machen diese in der Gruppe viel Unruhe bis hin zu Verletzungen. Daher halte ich es für Sinnvoll wenn man für umrauschende Sauen eine separate Bucht hat, in der sie die anderen Sauen in der Gruppe nicht beeinflussen können.“
    • Anmerkung LGL: Im Umbau ist aktuell noch nicht überall eine Rückzugsmöglichkeit vorhanden. In manchen Buchten ist sie durch den Außenbereich vorhanden.

Neubau Deckzentrum:

  • 220 cm lang und 75 cm Breite Besamungsstände mit Mistschieber im Aktivitätsbereich und Liegekojen mit Bodenheizung. Besamungsstände sind zu breit und zu lang, werden häufig doppelt belegt. Ein Schließmechanismus ist wichtig. Dabei ist darauf zu achten, dass der Mechanismus auch dann funktioniert, wenn der Stand, wie bei Festfläche üblich, auf einem Boden mit Gefälle eingebaut wird.