Saugferkel- Was gibt`s zu beachten?

Mit der Abschaffung der dauerhaften Fixierung der Sauen im Kastenstand im Abferkelstall, werden den Sauen mehr Bewegungsmöglichkeiten zugestanden. Damit diese Bewegungsfreiheit der Sau nicht zur Gefahr für die Ferkel wird, müssen Anpassungen in Buchtenstruktur und Management vorgenommen werden. Einige der wichtigsten Stellschrauben zur Reduktion von Saugferkelverlusten werden im Folgenden vorgestellt (Skizze 1).

  • Gesunder Bewegungsapparat
  • Freiheit von Krankheiten
  • Nestbauverhalten fördern Schnelle Geburten
  • Stressreduktion Strukturierung der Bucht
  • Platz für Abliegevorgang Mütterlichkeit (Genetik)
  • Schutzvorrichtungen gegen Erdrücken
  • Ausweichmöglichkeiten für Ferkel bieten
  • Sackgassen vermeiden
  • Gute Vitalität
  • Geburtsgewicht > 800 g
  • ≥ 200 g Kolostrum/Ferkel
  • Platz am Gesäuge
  • Freiheit von Krankheiten
  • Strukturierung der Bucht mit klarem Liegebereich
  • Geeignetes Ferkelnest (Temperatur, Größe,…)

Skizze 1: Erdrückungsverluste minimieren

Schutzvorrichtung gegen Erdrücken:

Während des Abliegens sowie bei Lagewechseln der Sau (z.B. Drehen von einer auf die andere Seite) ist die Gefahr von Erdrückungsverlusten der Ferkel am höchsten. Um diese zu minimieren gilt es darum den Ferkeln

  • während des Abliegens der Sau Ausweichmöglichkeiten in mehrere Richtungen zu bieten. Wird das direkte Abliegen an der Wand z.B. durch ein schräges Brett (Bild Nr. 1 – rot markiert) eingeschränkt, bleiben für die Ferkel mehrere Ausweichmöglichkeiten. Auch senkrechte Bretter (Bild Nr. 2 – rot markiert) oder Stangen (Bild Nr. 3 & 4 – rot markiert) werden zu diesem Zweck verwendet, können den Liegekomfort der Sau jedoch einschränken, da sie das natürliche Krümmen der Rückenlinie im Liegen einschränken. Schutzvorrichtungen gegen Erdrücken sind nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen empfehlenswert, sie sind auch vom Gesetzgeber verpflichtend vorgeschrieben (§ 23 Abs. 2 TierSchNutztV).

    Bilder Nr. 1 – 4:

    Bild 1
    Bild 2
    Bild 3
    Bild 4
  • während des Schlafens/Ruhens einen sicheren Bereich zu bieten. Hier bietet sich vor allem das Ferkelnest an (Einzelheiten zum Ferkelnest – siehe „Ferkelnest“). Der Zugang aus und ins Ferkelnest sollte den Ferkeln stets möglich sein (vgl. Bild Nr. 5 – Zugang zum Ferkelnest durch die Sau versperrt). Es bietet sich darum an, eine Fläche vor dem Ferkelnest außerhalb des beheizten Bereiches abzugrenzen, welcher von mehreren Seiten zugänglich ist, oder durch seine Form (z.B. rundlich) bzw. ausreichende Länge einen Zugang jederzeit garantiert (Bild Nr. 4, 6, 7 und 8 – der Zugang kann nicht vollständig versperrt werden). Eine solche Fläche vor dem Ferkelnest bietet auch größeren/ älteren Ferkeln Schutz, welche häufig nur noch teilweise im Ferkelnest liegen (Bild Nr. 7 und 8).

    Bilder Nr. 5 – 8:

Gesunde Sauen:

  • Bewegungsapparat: Normalerweise dauert der Abliegevorgang einer Sau mehrere Sekunden. Dies gibt den Ferkeln Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Jedoch versuchen Sauen die Schmerzen im Bewegungsapparat, also z.B. an Klauen oder Gelenken haben, die schmerzhaften Körperstellen so wenig wie möglich zu belasten. Sie lassen sich darum häufiger fallen und verkürzen damit die Zeit des Abliegevorganges. Ferkeln bleibt so kaum Zeit zum Ausweichen und das Risiko für Erdrückungsverluste steigt. Um Ferkelverluste zu minimieren gilt darum:
    • Lahmheiten bei Sauen vermeiden und Risikofaktoren wie zu lange Klauen durch Klauenpflege abstellen. 
  • Allgemeine Gesundheit: Vermeiden von Krankheiten/Faktoren, die den Geburtsverlauf verlängern (Ernährungszustand, Erschöpfung, …), die Milchmenge oder Qualität negativ beeinträchtigen (z.B. Milchfieber), oder die bei den Sauen zu Stress führen. Stress hemmt Hormone, die am Abferkelprozess, bei der Einleitung des mütterlichen Verhaltens und der Laktation beteiligt sind.

Schnelle Geburt:

Schnelle Geburten bedeuten weniger Stress, Auszehrung und Komplikationswahrscheinlichkeiten für die Sau und gehen für gewöhnlich mit einer höheren Lebhaftigkeit/ Vitalität der Ferkel einher. Die Geburtslänge kann u.a. positiv beeinflusst werden durch:

  • Möglichkeit zum Ausüben von Nestbauverhalten (= natürliches Verhalten und Stress Abbau)
  • Bewegungsmöglichkeit vor und ggf. unter der Geburt
  • Ausreichend Energiereserven für die Geburt: Es gilt als veraltet, die Fütterung am Tag der Abferkelung zu streichen. Rohfaser bietet über einen längeren Zeitraum Energie als Kraftfutter und ist darum besonders geeignet
  • Weich-geformter Kot: Vermeiden von Verstopfungen, z.B. durch das Füttern von Rohfaser, oder quellenden Futtermitteln wie Leinsamen vor Geburt
  • Möglichkeit zur Wärmeabgabe: Die Körpertemperatur der Sau steigt über die Geburt stark an (von Ø 38.8 °C auf > 40.0 °C). Um Stress zu vermeiden ist es wichtig, dass diese Wärme abgegeben werden kann (Boden/ Luft…). Zeitgleich darf es für die neugeborenen Ferkel nicht zu kalt sein
  • Ruhige, bekannte Umgebung
  • Ruhiger Umgang, bekanntes Betreuungspersonal
  • Guter Gesundheitszustand der Sau (inklusive Ernährungszustand)

Lebensstarke, vitale Ferkel:

Der größte Anteil an Saugferkelverlusten findet für gewöhnlich in den ersten drei Tagen nach der Geburt statt. Die Ferkel sind zu diesem Zeitpunkt noch sehr klein und geraten schnell in Unterzucker oder Untertemperatur. Beides reduziert die Reaktionsgeschwindigkeit der Ferkel um der Mutter auszuweichen sehr stark. Fitte/ vitale Ferkel sind darum ein Schlüsselfaktor, um Saugferkelverluste zu reduzieren. Folgende Faktoren wirken sich positiv auf die Vitalität der Ferkel aus:

  • Eine schnelle (< 5 h) und komplikationslose Geburt:
  • Hohes Geburtsgewicht, möglichst über 1000 g.
    • Wie erreichen: Zucht auf homogene, nicht zu große Würfe. Ausgewogene, ausreichend Fütterung in der Trächtigkeit. Keine zu frühe Belegung von Jungsauen.
  • 200 g Kolostrum pro Ferkel:
    • Wie erreichen: Die Kolostrummenge passt sich NICHT der Anzahl geborener Ferkel an, sondern bleibt immer gleich. Daher nehmen Ferkel in großen Würfen weniger Kolostrum auf als in kleinen Würfen. Da die Kolostrumqualität wenige Stunden nach Beginn der Geburt bereits nachlässt und nach 12 bis 24h das Kolostrum durch Milch ersetzt ist, haben zuletzt geborene Ferkel besonders schlechte Chancen auf eine ausreichende Menge Kolostrum. In großen Würfen muss daher das Management z.B. durch „Split suckling“ angepasst werden, um auch den zuletzt geborenen Ferkeln eine Kolostrum Aufnahme zu ermöglichen. Bei dieser Methode wird ein Teil des Wurfes von der Sau für maximal 2 Stunden getrennt und an einem warmen trockenen Ort gehalten. Die Gruppen werden anschließend mehrfach gewechselt. Ferkel sollten dabei stets das Kolostrum ihrer eigenen Mutter erhalten.
  • Platz am Gesäuge und genügend Milch:
    • Wie erreichen: Besonders bei freier Abferkelung müssen Gefahrenstellen wie Sackgassen oder Tröge gesichert werden um den Ferkeln einen Zugang zum Gesäuge zu ermöglichen (vgl. Bild 9, Futtertrog ungesichert, Bild 3, Futtertrog vor Abferkeln in Trog gesichert- grün markiert, Bilder 10 & 4, Sicherung der Sackgasse mit Kette oder Tor -grün). Im Gegensatz zum Kolostrum passt sich die Milchmenge der Anzahl Ferkel am Gesäuge an. Jedes Ferkel braucht jedoch seine eigen funktionsfähige Zitze, da Ferkel weitestgehend zitzentreu sind. Das Vermeiden von Milchfieber ist zur Sicherung der Milchleistung essentiell.

      Bilder Nr. 9 + 10:

  • Abwesenheit von Krankheiten wie z.B. Spreizer oder infektiöse Ursachen, die sich auf die Vitalität auswirken (z.B. PRRSV):
    • Wie erreichen: Je nach Ursache kommen hier unterschiedliche Maßnahmen in Betracht, die mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt geplant und umgesetzt werden sollten.

Externe Wärmequelle:

Ferkel besitzen bei Geburt nur wenig braunes Fettgewebe und haben darum nur wenig Energiereserven ihre Körpertemperatur aufrecht zu halten. Sie sind darum auf hohe Umgebungstemperaturen von zu Beginn 34 °C angewiesen. Schlafen die Ferkel neben, an oder auf der Sau um dieses Wärmebedürfnis zu befriedigen, erhöht sich das Risiko, dass die Ferkel erdrückt werden, wenn sich die Sau dreht. Um dies zu vermeiden sollten die Ferkel darum im Ferkelnest ruhen und schlafen. Dies ist besonders in den ersten Tagen nach Geburt eine Herausforderung, da die Ferkel das Ferkelnest häufig nicht finden oder aus anderen Gründen vermehrt bei der Sau bleiben. Es empfiehlt sich darum, die betroffenen Ferkel in den ersten Lebenstagen immer wieder von Hand in die Ferkelnester zu legen. Zudem muss das Ferkelnest wärmer sein als das Gesäuge der Mutter, so dass der Anreiz bei der Mutter zu schlafen geringer wird (siehe Temperatur im Ferkelnest). Eine deutliche Temperaturdifferenz der Luft zwischen Abferkelstall und Ferkelnestes ist darum dringend empfehlenswert (Erdrückungsverluste wegen höherer Stalltemperaturen im Sommer häufig höher). Eine gleichmäßige Verteilung der Wärme im Ferkelnest wie z.B. durch eine Bodenheizung ist der punktuellen Wärme z.B. einer Wärmelampe vorzuziehen. Im Fall von kranken Ferkeln mit z.B. Durchfall, empfiehlt es sich, die Temperatur der externen Wärmequelle zu erhöhen.

Größe des Ferkelnests:

  • Gesetzlich ist gefordert, dass allen Saugferkeln ein Liegebereich für gleichzeitiges, ungestörtes Ruhen zur Verfügung steht (§23 Nr. 4 TierSchNutztV). Dies bedeutet, dass alle Ferkel gleichzeitig mindestens in Halbseitenlage im Liegebereich Platz finden müssen (Ausführungshinweise Schwein 2023-05 Nr. 7). Von einem Aufteilen der Liegeflächen der Ferkel raten wir ab. Häufig wird in diesem Fall nur eine der Liegeflächen von den Ferkeln angenommen (Bild 11).

    Bild Nr. 11: Liegefläche rechts und links des Kastenstandes aufgeteilt.

  • Für Neu- und Umbauten* ab dem 21. Feb.2021 wurde eine Mindestgröße des Ferkelnestes festgelegt, welche bisherige Ferkelnestgrößen deutlich übertrifft. Die Mindestgröße des Ferkelnestes kann mit folgender Formel berechnet werden:

    Mindestgröße des Ferkelnestes = 0,033 * Ø Absetzgewicht0.66 * Ø Wurfgröße

    • Das Durchschnittsgewicht der Absatzferkel muss mindestens fünf Kilogramm betragen (§28 Abs. 2 Nr. 1 TierSchNutztV). Werte unter fünf dürfen für die Berechnung als Absetzgewicht folglich nicht herangezogen werden.
    • Eine durchschnittliche Wurfgröße von weniger als 12 Ferkeln wird in den üblicherweise eingesetzten Rassen zudem als unrealistisch angesehen, sofern nicht nachgewiesen werden kann, dass die durchschnittliche Wurfgröße tatsächlich weniger als 12 Ferkel beträgt. (Ausführungshinweise Schwein 2023-5 Nr. 7)
      Tabelle 01: Mindestgröße des Ferkelnestes für Neu- & Umbauten ab dem 9. Feb. 2021
      Ø Absetzgewicht (kg) Mittlere Ferkelzahl je Wurf
      12 13 14 15 16 17 18
      5,0 1,15 1,24 1,34 1,43 1,53 1,62 1,72
      5,5 1,22 1,32 1,42 1,52 1,63 1,73 1,83
      6,0 1,29 1,40 1,51 1,62 1,72 1,83 1,94
      6,5 1,36 1,48 1,59 1,70 1,82 1,93 2,04
      7,0 1,43 1,55 1,67 1,79 1,91 2,03 2,15
      7,5 1,50 1,62 1,75 1,87 2,00 2,12 2,25
      8,0 1,56 1,69 1,82 1,95 2,08 2,21 2,34
      8,5 1,63 1,76 1,90 2,03 2,17 2,30 2,44
      9,0 1,69 1,83 1,97 2,11 2,25 2,39 2,53
      9,5 1,75 1,90 2,04 2,19 2,33 2,48 2,62
      10,0 1,81 1,96 2,11 2,26 2,41 2,56 2,72

    * Umbauten: Beispiele aus Bayern, wann im Rahmen eines Umbaus, auch das Ferkelnest mit angepasst werden muss: (3. Fassung der Empfehlung zur Umsetzung der Mindeststandards der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft)

    • Betrieb erneuert die Fütterungstechnik im Abferkelbereich.
      → Buchtenfläche, Größe des Ferkelschutzkorbes und Größe des Ferkelnests müssen NICHT angepasst werden
    • Betrieb erneuert nur einzelne, z. B. schadhafte Bodenelemente im Abferkelbereich.
      → Buchtenfläche, Größe des Ferkelschutzkorbes und Größe des Ferkelnests müssen NICHT angepasst werden
    • Betrieb erneuert den kompletten Boden im Abferkelbereich (ohne Eingriff in Güllekanäle).
      → Nestgröße anpassen
      → Buchtengröße anpassen
      → Kastenstandlänge anpassen

Temperatur im Ferkelnest:

Der Liegebereich muss entweder wärmegedämmt und beheizbar oder mit geeigneter Einstreu bedeckt sein. (§23 Abs. 4 TierSchNutztV) Als wärmedämmend gelten Bodenflächen, wenn sie eine geringere Wärmeableitung aufweisen als Betonboden. Das trifft z. B. auf Kunststoffböden zu (Empfehlungen zur Umsetzung der Mindeststandards der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft; 3. Fassung 07.2021). Perforierter Boden im Liegebereich der Saugferkel muss abgedeckt sein. Die Temperatur im Liegebereich darf während der ersten zehn Tage nach Geburt 30 °C nicht unterschreiten. In der restlichen Säugezeit gelten abhängig vom Durchschnittsgewicht der Saugferkel folgende Mindestanforderungen an die Temperatur im Liegebereich der Saugferkel. (§27 Abs. 2 TierSchNutztV)

Tabelle 02
Ferkel > 10 Tage alt:
Ø Körpergewicht in Kilogramm

Temperatur in °C mit Einstreu

Temperatur in °C ohne Einstreu

bis 10

16

20

über 10 bis 20

14

18

über 20

12

16

Eine Aufteilung des Ferkelnests in einen aktiv beheizten und einen nicht beheizten Teil ist zulässig, sofern der gesamte Liegebereich planbefestigt und wärmegedämmt oder entsprechend eingestreut ist (Bild 7). (Empfehlungen zur Umsetzung der Mindeststandards der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft; 3. Fassung 07.2021)

Ob die Temperatur im Liegebereich für die Ferkel stimmt, kann am Liegeverhalten der Ferkel beobachtet werden.

Optimal: Ferkel liegen mit Hautkontakt in Seitenlage nebeneinander (Bilder 12, 13, Skizze Ferkel liegend)

Bilder Nr. 12 + 13:

Zu kalt: Ferkel suchen Wärme bei anderen Ferkeln indem sie sich aufeinanderlegen (Haufenlage, Bilder 14, 15)

Bilder Nr. 14 + 15:

Zu warm: Ferkel liegen verstreut ohne Körperkontakt. Heißeste Stelle, z.B. unter Wärmelampe wird gemieden (Bilder 16, 17)

Bilder Nr. 16 + 17:

Gestaltung des Ferkelnestes:

Weitere Beispiele siehe Praxisbeispiele, Betriebe: 22, 29, 30

Weitere Beispiele siehe Praxisbeispiele, Betriebe: 18, 20, 23

Weitere Beispiele siehe Praxisbeispiele, Betriebe: 4, 6, 8, 17, 21, 27

Zugänglichkeit des Ferkelnestes für die Ferkel

Der Zugang aus und ins Ferkelnest sollte den Ferkeln stets möglich sein (vgl. Bild 5: Zugang zum Ferkelnest durch Sau verschlossen). Es bietet sich darum an, eine Fläche vor dem Ferkelnest, außerhalb des beheizten Bereiches abzugrenzen, welche von mehreren Seiten zugänglich ist, oder durch ihre Form (z.B. rundlich) oder ausreichende Länge einen Zugang jederzeit garantiert (vgl. Bild 4,6 7 und 8 = Zugang kann nicht vollständig durch die Sau verschlossen werden).

Verletzungsgefahr

Da Sauen ihren Kopf gerne nahe zu den Ferkeln und somit, wenn möglich, teilweise ins Ferkelnest strecken (Bild 18), darf der Weg zum Ferkelnest weder für die Ferkel noch für die Sau Verletzungsgefahren bieten (z.B. scharfe Kanten bei Holz- Ohrverletzungen, Einklemmen des Kopfes:  im Fall von Bild 19 musste nachgebessert werden, da sich die Sauen beim Strecken des Kopfes Richtung Ferkelnest unter den Stangen eingeklemmt haben).

Bilder Nr. 18 + 19:

Arbeitskomfort für Mitarbeitende

  • Wo das Ferkelnest in der Bucht positioniert wird, ist abhängig von den Vorlieben des Landwirts/ betreuenden Personals. Häufige Positionierungen sind längs oder quer am Stallgang, was einen guten Zugang zu den Ferkeln erlaubt.
  • Sitzgelegenheiten am Ferkelnest oder relativ tiefe Abtrennungen können das Arbeiten im/ am Ferkelnest erleichtern (vgl. Bilder 20 – Sitzgelegenheit & 21 – Arbeit im Knien möglich).
  • Ist ein Deckel vorhanden, sollte dieser leicht anzuheben und in Öffnung zu fixieren sein. Kann nur ein Teil des Deckels des Ferkelnests angehoben werden, muss bedacht werden, dass der Zugang zu Ferkeln im nicht eröffneten Teil erschwert sein kann. Transparente Deckel verstauben häufig nach wenigen Tagen, können aber in den besonders kritischen ersten Lebenstagen der Ferkel einen einfachen Blick ins Ferkelnest ermöglichen.
  • Die Möglichkeit zur Fixierung der Ferkel im Ferkelnest kann ebenfalls vorteilhaft sein. Damit die Ferkel im Ferkelnest bleiben und somit der Anteil dort befindlicher Ferkel größtmöglich ist, sollte der Mechanismus zum Schließen des Ferkelnestes von außerhalb des Ferkelnestes zu bedienen und möglichst leise sein.

Bilder Nr. 20 + 21:

Kotklappen/Kotschlitze: (§ 22 Abs. 3 Nr. 3 TierSchNutztV, Ausführungshinweise Schwein 2023-5 Nr. 2)

  • Kotklappen/Kotschlitze können in Abferkelbuchten nur dann toleriert werden, wenn die Sau im Kastenstand fixiert ist und die Kotklappen/Kotschlitze sich beim fixierten Tier nicht im Aufenthaltsbereich der Sau befinden. In dem Zeitraum, in dem die Sau sich frei bewegen kann und/oder in dem sich Ferkel in der Bucht befinden, müssen Kotklappen/Kotschlitze grundsätzlich geschlossen/abgedeckt sein und dürfen allenfalls kurzzeitig, d. h. während der Buchtenreinigung für das Abschieben des Kotes, geöffnet werden.
  • Soweit die Sauen vor der Geburt im Kastenstand fixiert werden, müssen Kotklappen/Kotschlitze spätestens zwei Tage vor dem erwarteten Abferkeltermin geschlossen/abgedeckt werden.
  • In Gruppenhaltung sind Kotklappen oder Kotschlitze permanent abzudecken und dürfen allenfalls kurzzeitig, d.h. während der Buchtenreinigung für das Abschieben des Kotes, geöffnet werden.

Spaltenboden:

Die Spaltenweite der Haltungseinrichtung im Aufenthaltsbereich der Saugferkel darf höchstens elf Millimeter betragen. Die Auftrittsbreite muss mindestens der Spaltenweite entsprechen. (§ 22 Abs. 3 Nr. 4 TierSchNutztV)

  • Erklärung Spaltenboden = umfasst nicht nur Betonböden, sondern alle Bodenmaterialien.
  • Betonspaltenboden: Muss entgratete Kanten aufweisen, und bei Saug- und Absetzferkeln eine Auftrittsbreite von mindestens fünf Zentimetern aufweisen. (§ 22 Abs. 3 Nr. 5 TierSchNutztV)
  • Metallgitterböden aus geschweißtem/ gewobenem Drahtgeflecht: Zwischenraumweite darf höchstens der Auftrittsbreite entsprechen. Draht muss ummantelt sein und der einzelne Draht mit Mantel muss mindestens einen Durchmesser von 9 mm aufweisen. (§ 22 Abs. 3 Nr. 6 TierSchNutztV, Ausführungshinweise Schwein 2023-5 Nr. 3)

Wer Schweine hält, hat sicherzustellen, dass jedes Schwein jederzeit Zugang zu Wasser in ausreichender Menge und Qualität hat; bei einer Haltung in Gruppen sind räumlich getrennt von der Futterstelle zusätzliche Tränken in ausreichender Anzahl vorzuhalten. (§ 26 Abs. 1 Nr. 2TierSchNutztV)
Die Anforderung gilt für Ferkel ab dem ersten Lebenstag, d.h. alle Ferkel müssen auch in der Abferkelbucht jederzeit Zugang zu Wasser haben. (Ausführungshinweise Schwein 2023-5 Nr. 12)

Konkretisierung in Bayern zur Wasserversorgung von Saugferkeln:

Bei mehr als 12 Ferkeln sind zwei Tränkestellen erforderlich → aufgrund ihrer Größe ist eine Mutter Kind Tränke mit Trogfluter ausreichend für bis zu 24 Tiere (zugänglich für mehrere Ferkel gleichzeitig). (Empfehlungen zur Umsetzung der Mindeststandards der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft; 3. Fassung 07.2021)

Das routinemäßige Kürzen der Schwanzspitze ist verboten (vgl. Richtlinie 2008/120/EG vom 18.12.2008).
Ausnahmen vom grundsätzlichen Amputationsverbot sind nur zulässig, wenn der Eingriff im Einzelfall für die vorgesehene Nutzung des Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere unerlässlich ist. Zu dichte Belegung, unzureichendes Stallklima, ein hoher Lärmpegel, schadhafter Spaltenboden oder Beschäftigungsmangel können u. a. Ursache von Schwanzbeißen sein. Bevor die Schwänze der Ferkel kupiert werden, sind diese Einflussfaktoren zu überprüfen und evtl. vorhandene Mängel abzustellen (alle beteiligten Parteien sind in der Pflicht). Sind die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, darf die Schwanzspitze von unter vier Tage alten Ferkeln betäubungslos gekürzt werden. Dabei darf maximal ein Drittel des Schwanzes abgesetzt werden, eine vollständige Amputation ist verboten. (Ausführungshinweise Schwein 2023-5 Hinweise § 5 Abs. 3 Nr. 3 in Verbindung mit § 6 Abs. 1 Nr. 3 Tierschutzgesetz i. d. F. v. 06. Aug. 2002 (BGBl. I S. 3082) 18. Mai 2006 (BGBl. I S.1206, 1313))

Weitere Informationen zum Kürzen des Ringelschwanzes unter:

Das Abschleifen der Eckzähne beim Saugferkel ist kein Routineeingriff. (§ 6 Abs. 1 Nr. 3 in Verbindung mit § 5 Abs. 3 Nr. 5 Tierschutzgesetz)
Nur wenn es zum Schutz des Muttertieres oder der Wurfgeschwister unerlässlich ist, dürfen die Eckzähne von unter acht Tage alten Saugferkeln von sachkundigen Personen abgeschliffen werden.

Das Abkneifen der Eckzähne ist in jedem Fall verboten, da hierbei keine intakte glatte Oberfläche zu erzielen ist und die Gefahr von Zahnfrakturen einschließlich schwerer Folgeschäden besteht (Eintrittspforte für Infektionserreger!). (Ausführungshinweise Schwein 2023-5 Hinweise § 5 Abs. 3 Nr. 3 in Verbindung mit § 6 Abs. 1 Nr. 3 Tierschutzgesetz i. d. F. v. 06. Aug. 2002 (BGBl. I S. 3082) 18. Mai 2006 (BGBl. I S.1206, 1313))